Die Weichen für die Zukunft stellen

„Abitur - und wie weiter?“ erfragt das Selbstbild angehender Abiturienten

Plakat Lagenser Marktwirtschaft 2019

Lage. Damit bei der Studien- und Berufswahl der Schülerinnen und Schüler möglichst frühzeitig die richtige Weichenstellung erfolgt, engagieren sich verschiedene Institutionen intensiv für junge Leute im Kreis Lippe bei der schwierigen Frage der Berufswahl. Das Projekt „Abitur - und wie weiter?“, das Schülern und Schülerinnen unterstützt, eigene Stärken und Leistungsfähigkeiten zu erkennen, wurde jüngst am Gymnasium Lage verwirklicht mit Hilfe der Agentur für Arbeit Detmold, der Kommunalen Koordinierungsstelle Schule - Beruf des Kreises Lippe, der Gütersloher Osthushenrich-Stiftung und der Sparkasse Paderborn-Detmold. Dieses Zusammenwirken ermöglichte 69 Jugendlichen der Jahrgangsstufe 11 / Q1 die Teilnahme an der „Selbsterkenntnis-Werkstatt“.
„Abitur - und wie weiter?“ Diese Frage stellten sich die Schüler der Jahrgangsstufe Q1 am Gymnasium der Stadt Lage. Inzwischen dürfte den 69 jungen Leuten die Antwort leichter fallen, denn sie haben an einem Workshop teilgenommen, um sich mit ihren individuellen Stärken und Wünschen auseinanderzusetzen und daraus konkrete Vorstellungen für ihren zukünftigen Beruf abzuleiten.
Das Programm „Abitur – und wie weiter?“, das der in Bielefeld ansässige Bildungsträger Dimension 21 anbietet, wird am Lagenser Gymnasium schon seit einigen Jahren durchgeführt, um Schülern rechtzeitig vor dem Abitur die Möglichkeit zu geben, sich auf die anstehenden Entscheidungen in Bezug auf Beruf und Karriere vorzubereiten. Viele Schüler begännen erst spät mit der Weichenstellung für ihre berufliche Zukunft, mit der Gefahr, Bewerbungsfristen für Studien- oder Ausbildungsplätze zu verpassen, hat Dirk Menzel festgestellt, Leiter der Kommunalen Koordinierungsstelle Schule - Beruf. Außerdem fühlten sich viele von der schieren Menge an Möglichkeiten für Ausbildung und Studium überfordert.
Dr. Benedikt Jäker, stv. Schulleiter des Gymnasiums Lage, und Daniel Hitzing, Studien- und Berufswahlkoordinator dort, haben beobachtet, dass die Schülerschaft heterogener geworden sei. Das Studium im Anschluss an das Abitur sei vielfach gar nicht mehr erste Wahl wie noch vor Jahren. Eine duale Ausbildung habe deutlich an Attraktivität gewonnen und stelle ihrerseits an die Auszubildenden höhere Anforderungen wie noch vor Jahren. Deshalb sei ein Programm wie „Abitur - und wie weiter?“ mit einem ergebnisoffenen Ansatz so wichtig. Die individuelle Begleitung müsse dabei im Mittelpunkt stehen.
Hier setzt das Programm an, wie Christine Nissen, Regionalleiterin von Dimension 21 erklärte. In Gesprächen mit den Trainern und der Jugendlichen untereinander würden Selbst- und Fremdeinschätzungen herausgearbeitet: „Wie sehen die jungen Leute sich selbst? Wie werden sie von ihren Freunden bzw. Klassenkameraden wahrgenommen?“
In einem zweiten Schritt werden die gewonnenen Erkenntnisse konkretisiert und in Richtung auf bestimmt Fähigkeiten und Kompetenzen gelenkt, die in unterschiedlichen Branchen und Berufsfeldern wichtig sind. Nach einer Pause, in der die Schüler konkrete „Hausaufgaben“ erledigen sollen und gezielt Informationen zu ihren Schwerpunkten recherchieren, folgt nochmals ein Einzelgespräch mit den jeweiligen Trainern, bei dem die Ergebnisse reflektiert werden. Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass die Schüler danach sehr viel genauere Vorstellungen über ihre Zukunft entwickelt haben und besser in der Lage sind, konkrete nächste Schritte in diese Richtung zu unternehmen.

Berufswahl ist ein Prozess
Flankiert wird das Programm durch zeitnah stattfindende Einzelgespräche mit Jörg Busse, dem Berater für Berufs- und Studienwahl der Agentur für Arbeit, der in seinen Gesprächen die Ergebnisse des Workshops aufgreift: „Die Berufswahl ist ein Prozess, in dem viele einzelne Bausteine wertvolle Hinweise hinsichtlich der persönliche Zielsetzung geben können. In den Perspektivgesprächen nach dem Projekt werden diese Hinweise für eine individuelle Zielfindung und die Absicherung der Planungen genutzt. Der Workshop ist eine große Hilfe, um die Berufsberatungsgespräche vorzubereiten, die mit der Agentur für Arbeit geführt werden.“
„Wenn ich mir bewusst mache, was ich gut kann, was mich interessiert, was mir im Leben wichtig ist und welches meine Ziele sind, weiß ich viel besser, wonach genau ich im Berufsleben suchen will“, lautete das Fazit vieler Schülerinnen und Schüler, die an den Workshops teilgenommen haben.
Im Kreis Lippe bieten gegenwärtig neun Gymnasien, zwei Berufskollegs und eine Gesamtschule ihren Schülerinnen und Schülern das Projekt „Abitur - und wie weiter?“ an. Seit 2004 haben bis Ende 2018 insgesamt etwa 42.000 Jugendliche vom Projekt profitiert. „Abitur - und wie weiter?“ wird in ganz Ostwestfalen-Lippe durchgeführt. Schwerpunkte sind die Stadt Bielefeld sowie die Kreise Lippe und Gütersloh.