Schauen, zuhören, mitmachen und mitfeiern

Freitag, 20. September: Lange Nacht der Volkshochschulen - 100 Jahre Weiterbildung in der Verfassung

Plakat Lagenser Marktwirtschaft 2019

Lage. Die am 31. Juli 1919 in Weimar beschlossene und am 14. August 1919 verkündete Weimarer Reichsverfassung (Verfassung des Deutschen Reichs) legt im 4. Absatz des Artikels 148 fest: „Das Volksbildungswesen, einschließlich der Volkshochschulen, soll von Reich, Ländern und Gemeinden gefördert werden.“ Dieser Satz wird heute wahrgenommen und verstanden als „Geburtsstunde“ der öffentlich geförderten und verantworteten Volkshochschulen.
Folglich begehen die Öffentlichkeit, politische Stiftungen, Weiterbildungseinrichtungen verschiedener Träger und insbesondere die deutschen Volkshochschulen im Jahr 2019 das Jubiläum „100 Jahre Volkshochschule“.
Mehr als 400 Volkshochschulen feiern deutschlandweit am Freitag, 20. September, ab 18.00 Uhr erstmals die „Lange Nacht der Volkshochschulen“. Auch die VHS Lippe-West macht mit und präsentiert im Technikum, Lange Straße 124, anlässlich der „Langen Nacht“ ein vielseitiges Programm. Das Motto lautet: „Schauen, zuhören, mitmachen und mitfeiern!“
Die zahlreichen Veranstaltungen auf allen Etagen böten einen möglichst kurzweiligen wie anschaulichen Querschnitt durch das Angebot der VHS Lippe-West, erläuterte jetzt VHS-Direktorin Ute Reichert. Zusammen mit stellvertretender Direktorin Dr. Petra Heider, Fachbereichsleiterin Claudia Tunsch, Geschäftsstellenmitarbeiterin Britta König, weiteren VHS-Mitarbeiterinnen und natürlich auch in Kooperation mit den Lehrenden hat Ute Reichert das Abendprogramm entwickelt.
„Um 18.00 Uhr starten wir mit der offiziellen Eröffnung und einem kleinen musikalischen Rahmenprogramm unsere Jubiläumsveranstaltung zu 100 Jahren Volkshochschulen.“ Frau Reichert wird die Gäste begrüßen, darunter auch Bürgermeister Matthias Kalkreuter, der ein Grußwort sprechen wird. Das Musikschul-Ensemble „Salonikum“ unter der Leitung von Joanna Winter führt musikalisch durch die Eröffnung, für die rund 30 Minuten vorgesehen sind.
Ute Reichert: „Anschließend, ab ca. 18.30 Uhr, wartet auf die Besucher ein vielseitiges Programm aus Vorträgen, Schnupperkursen, Musikvorführungen, einem Fotostudio „wie Anno dazumal“ und mehr. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Alle Angebote sind kostenfrei! Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt.“
Die etwa 30 Kurspräsentationen dauern bis ca. 21.30 Uhr. Dann beginnt die VHS-Jubiläumsparty mit DJ Mino. Mit Hits aus vergangenen Jahrzehnten wird der VHS-Geburtstag gefeiert. Während des Abends gibt es (solange der Vorrat reicht) ein internationales Buffet, gestaltet und zubereitet von den Teilnehmenden aus Deutschkursen, und zusätzlich mexikanische Häppchen sowie verschiedene Dipps; weiterhin Wein und Bratwurst.

Mathias-Vehrkamp-Vortrag
Ein sehr bemerkenswerter Mosaikstein der Angebote der „Langen Nacht“ ist ein Vortrag von Mathias Vehrkamp, dem Leiter des VHS-Arbeitskreises „Deutsche Geschichte“. Mathias Vehrkamp (Lemgo) spricht um 18.30 Uhr im Raum 301 über „100 Jahre Weimarer Republik - Vortrag unter besonderer Berücksichtigung des 100-jährigen Volkshochschul-Jubiläums.“ In der Vortragsankündigung heißt es u.a.: „Im Jahr 1919 wurde die erste deutsche Demokratie gegründet. 1919 kommt es in Preußen und anderen Teilen des Deutschen Reichs zu einem Gründungsboom von Volkshochschulen. In keinem anderen Jahr wurden so viele Volkshochschulen gegründet. Es ist das Geburtsjahr der Volkshochschule moderner Prägung.“
Im weiteren Verlauf seines Jubiläumsvortrages setzt sich Mathias Vehrkamp mit der Fragestellung auseinander: „Warum ist die erste deutsche Demokratie gescheitert und in die Schreckenszeit des Nationalsozialismus gemündet?
War der „Auflösungsprozess der Jahre 1930 bis 1933“ (…) zwangsläufig? War der Weimarer Staat von vornherein mit derart vielen und schwerwiegenden Belas­tungsfaktoren versehen, die sein dauerhaftes Bestehen (…) unwahrscheinlich gemacht haben? Oder hatte Weimar immer eine Chance?“
Vehrkamp wird in seinem Vortrag Positionen des Politikwissenschaftlers und Historikers Karl Dietrich Bracher (1922 - 2016) vorstellen, der bis heute als einer der kenntnisreichsten Forscher zur Weimarer Demokratie gilt. Denn während die Geschichtsschreibung zur Weimarer Republik in ihren Anfängen nach 1945 wahlweise den Versailler Vertrag, den Kommunismus, die Weltwirtschaftskrise oder die Verführungskraft Adolf Hitlers verantwortlich machte für Deutschlands Abgleiten in die Diktatur, lenkte Bracher, so der Historiker Andreas Wirsching, nach 1955 den Blick auf die Weimarer Verfassung als mögliche Ursache: Waren der nach den Parlamentswahlen repräsentativ zusam­mengesetzte Reichstag und der direkt gewählte Reichspräsident, ausgestattet mit dem Notverordnungsrecht, ein guter Versuch, die Macht demokratisch auszubalancieren? Oder prallten hier unterschiedliche und deshalb zum Scheitern verurteilte Demokratiemodelle fatal und unheilvoll aufeinander?
Diese Diskussion hält bis heute an und wird im Vortrag verständlich und nachvollziehbar aufgefächert. Anschließend steht der Referent gerne für Fragen und Austausch zur Verfügung.

Wolfgang-Sprentzel-Workshop
Nach diesen Gedanken zur jüngeren deutschen Geschichte können sich die Besucher der Langen Nacht etwas entlasten, z.B. bei den Entspannungsangeboten Dao Yin (präsentiert von Maia Vibliani), Yoga auf dem Stuhl (Dagmar Schubert) oder etwas flotter beim hawaiianischen Hula-Tanz (Petra Sudmann), beim Aroha-Kriegstanz der neuseeländischen Maoris (Kirstin Friedrichs) oder beim mitreißenden Disco-Fox- und Cha-Cha-Cha-Training, geleitet von der Sportredakteur-Legende Wolfgang Sprentzel (ehemals Lippische Rundschau Lemgo).
Weitere Einblicke in die VHS-Angebotsvielfalt bieten an diesem Abend z.B.: Einführung in die Welt des Whiskeys, Internet der Dinge - Rasperry Pi & Co., Gedächtnistraining-Parcours und Smartphone-Sprechstunde.


Wünsch dir was
Die VHS Lippe-West bietet seit Jahren in jedem Semester weit mehr als 400 Kurse und Vorträge an, manchmal auch an die 500 Veranstaltungen.
Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass Publikumswünsche nach bestimmten Weiterbildungsangeboten bisher nicht erfüllt wurden - weil gar nicht bekannt war, dass es diese Wünsche gibt!
Auf die Frage „Wünschen Sie sich einen besonderen Kurs?“ hat die VHS nun eine Antwortmöglichkeit geschaffen. Während der „Langen Nacht“ liegen „Wunschkarten“ aus, die mit Weiterbildungswünschen ausgefüllt und auf eine „Wunschleine“ aufgehängt werden können. Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder: jetzt schon einen Weiterbildungswunsch formulieren, am 20. September im Technikum auf die Wunschkarte schreiben und aufhängen. Oder: am 20. September ins Technikum kommen, Wunschkarte mitnehmen und zeitnah bei der VHS abgeben.
VHS-Direktorin Ute Reichert: „Wir erfüllen gern Ihre Wünsche. Tragen Sie Ihren auf unserer Wunschkarte ein und vielleicht finden Sie ihn als Weiterbildungsangebot im nächsten Programmheft der VHS Lippe-West wieder.“